„Verantwortung und Quell großer Freude zugleich“
Alexandra Wiersdorf über ihren Traumjob als Kindertagespflegeperson
Stadt Wolfsburg: Hallo Alexandra, bitte erkläre uns doch zunächst einmal, was genau Kindertagespflege bedeutet.
Alexandra Wiersdorf (AW): Kindertagespflege ist eine gesetzlich anerkannte Betreuungsform, die insbesondere für Kinder unter drei Jahren der Betreuung in einer Kita gleichgestellt ist. Mit ihren familienähnlichen Strukturen ist sie besonders gut für die Jüngsten geeignet, weil sie dort in kleinen Gruppen von maximal fünf Kindern je Kindertagespflegeperson betreut werden. Dort können die Kinder erste Erfahrungen mit Gleichaltrigen sammeln. Die Kindertagespflege erfolgt in den eigenen Räumen der Kindertagespflegeperson, im Haushalt der Eltern oder in anderen geeigneten Räumen.
Die Kindertagespflegeperson unterstützt und fördert die Entwicklung der Kinder dabei individuell. Viele Eltern schätzen auch die flexiblen Möglichkeiten der Kindertagespflege. In besonderen Situationen können Eltern die Kindertagespflege auch ergänzend zur Kita nutzen.
Stadt Wolfsburg: Was ist aus deiner Sicht das Besondere an der Kindertagespflege im Vergleich zu einer Kindertagesstätte (Kita)?
AW: Der größte Unterschied ist wohl die Anzahl der Kinder: In der Kindertagespflege sind höchstens fünf Kinder in der Betreuung, in der Kita sind es viel mehr. Kindertagespflegepersonen können daher viel individueller auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, was in der Kita aufgrund der Gruppengröße oft sehr schwierig ist.
Stadt Wolfsburg: Wie bist du darauf gekommen, Kindertagespflegeperson zu werden?
AW: Der Wunsch, als Kindertagespflegeperson zu arbeiten, ist in mir gereift, als ich selbst Mutter geworden bin. Die Freude und das Glück, das ich bei der Erziehung meiner eigenen Kinder empfinde, haben mich dazu inspiriert. Die Möglichkeit, die Entwicklung und das Wachstum von Kindern in ihren frühen Jahren positiv zu beeinflussen, ist für mich eine bedeutende Verantwortung und gleichzeitig die Quelle großer Freude. Meine eigenen Kinder haben mich gelehrt, wie wichtig eine liebevolle, unterstützende und anregende Umgebung für eine gesunde Entwicklung ist. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass jedes Kind das Recht hat, in einer sicheren und warmherzigen Umgebung aufzuwachsen, in der es sich geborgen fühlt und seine individuellen Talente entfalten kann. Als Kindertagespflegeperson sehe ich es als meine Aufgabe, genau diese Umgebung zu schaffen und den Kindern dabei zu helfen, ihre persönlichen Stärken zu entdecken und weiterzuentwickeln.
Stadt Wolfsburg: Welche Qualifikation brauchtest du, um Kindertagespflegeperson zu werden?
AW: Als ich 2006 angefangen habe, brauchte ich eine andere Qualifikation als heute notwendig ist. Durch Weiterbildung konnte ich jedoch auch die heute notwendige Qualifikation erreichen.
Heute umfasst die Qualifikation als Kindertagespflegeperson insgesamt 440 Unterrichtseinheiten. Dazu gehören 160 tätigkeitsvorbereitende und 140 tätigkeitsbegleite Unterrichtseinheiten, ein Praktikum von mindestens 80 Unterrichtseinheiten sowie 140 Selbstlerneinheiten.
Darüber hinaus muss man alle zwei Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs am Kind absolvieren, eine Hygienebelehrung machen und ein erweitertes Führungszeugnis einreichen. Zudem sollen Fortbildungen von 24 Unterrichtseinheiten im Kindergartenjahr (1. August – 31. Juli), unter Anrechnung von drei Fachgesprächen, Fachtagen und Fachdialogen, absolviert werden.
Stadt Wolfsburg: Was gefällt dir an deinem Arbeitsalltag am besten?
AW: Am besten gefällt es mir, glückliche Kinder um mich herum zu haben und jeden Tag aufs Neue zu sehen, was für kleine Persönlichkeiten sich hier entwickeln. Jedes Kind ist anders und das ist einfach wundervoll! Es gibt ein Zitat von Hermann Hesse, das es sehr gut zusammenfasst: „Es gibt nichts Wunderbareres und Unbegreiflicheres und nichts, was uns fremder wird und gründlicher verloren geht als die Seele eines spielenden Kindes.“
Stadt Wolfsburg: Hast du in deinem Betreuungsansatz einen Schwerpunkt?
AW: Meinen Schwerpunkt lege ich darauf, den Kindern Selbstständigkeit beizubringen. Es ist für ihre Entwicklung unwahrscheinlich wichtig, Dinge selbst zu tun. Das Spiel ist dabei die höchste Form von Forschung.
Stadt Wolfsburg: Gibt es etwas, das du Menschen ans Herz legen möchtest, die Kindertagespflegeperson werden wollen?
AW: Wenn Sie darüber nachdenken, eine Kindertagespflegeperson zu werden, sollten Sie sich zunächst darüber im Klaren sein, dass es eine verantwortungsvolle Aufgabe ist, die sowohl Hingabe als auch Engagement erfordert. Es ist wichtig, eine starke Liebe und Fürsorge für Kinder zu haben und die Fähigkeit zu besitzen, in einem sicheren und unterstützenden Umfeld für ihr Wachstum und ihre Entwicklung zu sorgen. Eine angemessene Ausbildung und Weiterbildung in den Bereichen Kinderbetreuung und Erziehung sind ebenfalls von Vorteil, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden und eine qualitativ hochwertige Betreuung anzubieten.
Stadt Wolfsburg: Liebe Alexandra, vielen Dank für die persönlichen Einblicke in diesen tollen Beruf!
Weitere Infos für Eltern und (angehende) Kindertagespflegepersonen stehen auf www.wolfsburg.de/kindertagespflege bereit